Das Wacken der Nerds: Als Neuling auf dem #30C3

Anmerkung: Ich werde Links in diesen Artikel erst einfügen, wenn ich wieder eine vernünftige Internetverbindung habe – so lange müsst ihr leider ohne auskommen.

Während ich das hier schreibe, sitze ich irgendwo im ICE zwischen Hamburg und Stuttgart, gleichzeitig aber auch im Zug zwischen der echten Welt und diesem Paralleldings, in dem ich die letzten drei Tage verbracht habe: Der 30. Chaos Communication Congress.

Ich bin ja einigermaßen neu in der ‚richtigen‘ Netzgemeinde (TM) und hatte daher dieses Jahr auch meinen ersten Kongress. Das Gefühl, wenn man die heiligen Hallen zum ersten Mal betritt, ist unglaublich. Irgendwie ist es so, wie es immer wieder ist, wenn ich auf Festivals gehe: Hier ist eine ganz andere Welt, hier treffen sich tausende Menschen mit gleichem Hobby, die im Real Life evtl. in der Minderheit sind und bauen sich ihr Paralleluniversum auf, in dem sie nach ganz anderen Regeln zusammen leben. Allerdings ist es nicht nur irgendein Festival, sondern DAS Festival der Computerfreaks – also das Wacken der Nerds (nur, dass man hier Mate statt Dosenbier trinkt, statt Flunkyball Tetris spielt und andere Musik hört).

Die Atmosphäre ist wirklich wie bei einem Festival: Auch, wenn man kaum jemanden kennt, viele hat man schonmal irgendwo gesehen, jedeR ist nett und hilft, wo er/sie kann und über allem hängt irgendwie ein riesiges Zusammengehörigkeitsgefühl. Die Welt draußen interessiert hier kaum, wenn gelötet, gehackt, gelockpickt und generdet wird.

Der #30C3 war für mich ideal, um Menschen zu treffen – solche, die ich seit Jahren aus der Schule kenne, solche. die ich ausm Shack in Stuttgart kenne und natürlich die PolitikerInnen, NetzaktivistInnen und JournalistInnen, die ich im letzten Jahr kennen lernen durfte. Danke euch allen, ihr habt diese drei Tage (ich konnte ja erst ab dem 28. da sein) zu den besten des Winters gemacht!

Aber auch inhaltlich bietet der C3 mehr, als ich erwartet hatte. Es ist einfach unglaublich gut, an einem Tag in einen Vortrag über „The Year in Crypto“, über die EUDataP und über „Script Your Car“ zu hören. Diese Vielfalt ist unglaublich, praktisch immer läuft mindestens ein hochspannender Talk aus den Bereichen Politik, Technik, Kunst, Gesellschaft und Handwerk. Ich habe wirklich unglaublich viel aus den unterschiedlichsten bereichen gelernt und bin mir sicher, dass das weitergehen wird, weil ich noch einige Talks zuhause nachhören werde.

Mein persönliches Highlight war (neben Nick Farr im gelben Hoodie) evtl. der Talk über „The Four Wars“ von Annie Machon. Der war wirklich hochspannend und hat mehr geboten als erwartet.

Julian Assange auf dem 30C3 war natürlich auch für mich ein unverpassbares Event. Ich habe mir ehrlich gesagt noch keine Haltung zu seiner ganzen Vergewaltigungs-Shice-Debatte gebildet (ich hoffe nur so unglaublich, dass diese Vorwürfe nicht stimmen und er nicht wirklich so ein riesiges Arschloch ist!), fand es aber spannend, seinen Aufruf an uns zu verfolgen. Aber egal, ob man nun überzeugt ist, dass er wirklich das getan hat, was man im vorwirft – diese Aktion mit dem Störe des Talks war lächerlich, unnötig und hat doch niemandem etwas gebracht.

Allerdings finde ich im Nachhinein, dass mich erstens der ganze FührerPersonenkult um Julian befremdet bis anwidert und muss zweitens sagen, dass es eigentlich nicht nötig war, für diese Botschaft (sehr frei: „geht in die CIA und leakt alles von da“) so einen Aufwand zu treiben. Das hätte ioeror, Greenwald oder auch die zu Recht mit minutenlangen stehenden Ovationen gefeierte Sarah Harrison im Prinzip genau so gut und genau so glaubwürdig sagen können.

Mein persönliches Highlight des ganzen Kongresses war übrigens die Lounge. Ein riesiges Lob an alle HelferInnen, die dort aus der Halle einen super Club mit Wasserwerfer, Tschunk und guter Stimmung gebastelt haben…!

Alles in allem war der #30C3 ein großartiges Ereignis und eine unglaubliche Erfahrung – deswegen steht jetzt schon fest: am #31C3 werde ich wieder dabei sein. Bis dahin!

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